Die Menschen in Idlib fliehen vor Assads und Putins Bomben. Die Grenzen zur Türkei sind zu. In der Türkei halten sich über 3 Mio syrische Flüchtlinge auf - nach allem was man so hört bisweilen unter schwierigen Bedingungen.
Die Türkei möchte mit Hilfe von Islamisten Idlib halten, was vorerst zu einer Verschärfung des Konflikts führt. Und dafür hätte die Türkei gerne Unterstützung der Natopartner, die allerdings eher zurückhaltend sind. Daher spielt Erdogan die Flüchtlingskarte und versucht durch Grenzöffnung zumindest mal die EU in Angst und Schrecken zu versetzen. Ein sehr schäbiges Spiel und: dieser schäbige Plan geht auf: Der weiße Mann wird hysterisch und hämmert die sozialen Medien mit seinem Hass voll.
Abgesehen davon stellt sich schon die Frage, warum die EU-Staaten, die ja mehrheitlich auch in der Nato sind, nicht eine Flugverbotszone über Syrien oder zumindest Teilen davon in Erwägung ziehen und vorbereiten.
Die Angst, nicht mit den Falschen zu paktieren, hat früher auch keine sonderlich große Rolle gespielt. Und wegen weit geringerer Gräuel im Kosovo (als seit 2011 in Syrien und derzeit in Idlib), wurde 1999 ein Krieg der Nato gegen Jugoslawien geführt (wobei hier jetzt nicht Grauen gegen Grauen aufgerechnet werden soll).
Selbstverständlich sind Islamisten in Syrien keine Partner. Aber die Menschen in Idlib machen sich zu Millionen auf den Weg, weil ihnen russische und syrische Bomben die zivile Infrastruktur, wie Krankenhäuser, Märkte und Kindergärten, zerstören.
Eine Flugverbotszone könnte die akute Lage erstmal deutlich entschärfen. Ein paar Patriotbatterien, die in der Lage sind, im Zweifel russische oder syrische Bomber aus der Luft zu holen, würden Wunder wirken.
Weiters müsste tatsächlich eine Schutzzone in Syrien errichtet werden, die ihrem Namen auch gerecht wird. Das würde einerseits bedeuten, dass die Nato sich um die militärische Absicherung dieser Zone bemüht und andererseits, dass die EU Flüchtlingslager errichtet, die zumindest mal humanitäre Mindeststandards sicherstellt: Wie ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, genügend Lebensmittel und ordentliche Unterkünfte in ausreichender Zahl usw.
Das wird nicht des Rätsels Lösung im Syrienkrieg sein. Es ist aber tausendmal besser, als Flüchtlinge an den EU Außengrenzen mit Tränengas zu empfangen oder in Elendslagern dahinvegetieren oder im Mittelmeer ertrinken zu lassen.

jensitus | 10.03.20 19:57 | 2 comments
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comments

Da gebe ich Dir vollkommen recht, leider bleiben wir hilflos, weil es in der jetzigen Situation immer bedeutet: wir wählen/müssen wählen das kleinere Übel. Das hat aber leider bisher auch nicht zu einer uns (also denen, die an Solidarität unter den Menschen glauben) guten Lösung geführt.

Gregor | 10.03.20 16:48


So fatalistisch das klingt. eine adäquate und ausbere Lösung fällt weder mir noch - was ich so lese - irgendwem ein.....

Gregor | 10.03.20 16:48


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