@lexi, du bist doch so ein PoMo-Kenner. Stimmt das, was in diesem Artikel steht:
http://www.zeit.de/2014/41/russland-wladimir-putin-politik-luege

jensitus | 19.08.15 13:52 | 13 comments
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Nun ja wie meist beim Feuilleton so halb und halb würd eich sage: Als Postmodereinzighe die Lüge auszumachen ist ein bisschen dünn, andereseits hat es mit dem Verwerfen von Wahrheitkategorien ja was auf sich. Der angebliche Putin-Einflüsterer Dugin in seinem Ethnopluralsitismus ist ja ein von der Poszmoderne und ihrer Dekonstruktion des Westens fasziniert, wirft ihr aber vor keinen Boden zu haben, dener dann mit dem Mythos einzuziehen versucht. (Da gibt es eine guten Artikel zu hab ich mal gehört: http://www.sansphrase.org/?series=heft-5-herbst-2014 ;-) ) Dass diese Mythen keiner mehr glaubt, ist ja auch nicht

Lexi | 20.08.15 08:51


Dass diese Mythen keiner mehr glaubt, dass sie blkoße Mobilisierungpotential darstellen, ist ja auch nichts so Neues. Das hat Adorno schon für die Nazis festgestellt, für die ihr "Blut und Boden" auch nur eine geglaubte Lüge war. Was zählt ist die Gemeisnchaftsideologie durch die man sich als unhintergehbares Gleid eines Kollektivs sehen kann. das ist das Wichtige, wie diese Ideolgie konkret ausgemalt ist, ist eher sekundär.

Lexi | 20.08.15 08:53


Ganz seltsam wird es da: "Denn es zählt nur eins: Wer ist stark genug, seine Wahrheit dem Gegner aufzuzwingen. Wladimir Putin und seine Getreuen kennen die Spielregeln nicht aus philosophischen Texten, sie haben sie auf der Straße gelernt." Was soll daran den genuipostmodern sein. das ist einfach die Beschriebung der (Staaten-)Konkurrenz: Welcher Politiker hat denn je seine Spielregelaus dem Philosophiebu gelert? Schon Preußens "Alter Fritz" hat seinen Anti-Machiavel vergessen, sobald er am Thron saß..

Lexi | 20.08.15 08:57


*genuin postmodern

Lexi | 20.08.15 08:57


Neu ist vielleicht, dass die Konkurrenz direkter und unmittelbarer rationalisiert und nicht in hochtönende Ideologie von der Menschheit "verpackt" wird. Das könnte man schon als postmodern im sinne von nachbürgerlich bezeichnen. Aber es wir ja gar nicht so klar, as er mit postmodern meint - jetzt nur die Philosophie oder weiter gefasste Entwicklungen?. Andereseits ist er so kritisch ja auch wieder nicht, dass er zu dem schluss käme, wir leben insgesamt in einer postmodernen Gesellschaft, die aber der bürgerlichen nicht abstrakt entgegenst, sonderrn aus deren eigener Verlaufsform hervorgeht....

Lexi | 20.08.15 09:08


Das sieht man ja auch daran, dass er sich ausgerechnet auf Habermas beruft, der seine Kritik an der Postmoderne ja auch an der kritischen Theorie geübt hat - Kritik an der Gesellschaft im Ganzen soll es dann halt doch nicht sein. Dass Habermas mit seiner "Verrechtlichung der internationalen Verhältnisse" dann von den von ihm einstmals so kritisierten Potmodernen gar nicht mehr so weit entfernt ist (wie man ja auch an seiner anitamerikanischen Verbrüderung mit Derrida sahen konnte) - das kann dann auch nicht mehr erkannt werden.

Lexi | 20.08.15 09:17


"Es gibt keine Tatsachen, nur Interpretationen", dieser in der Postmoderne so beliebte Spruch Nietzsches hat heute seine wahre Bedeutung gezeigt, die Ferraris so formuliert: "Die Vernunft des Stärksten ist immer die beste."

Lexi | 20.08.15 09:21


Das stimmt schon so - das ist ja genau die Kritik, die ich an den PoMos übe. Allerdings verwiest das auf Calr Schmitt zurürck: "Souverän ist über den Ausnahmezustand verfügt." Insofern zeigt sich auch hier, dass die Postmoderne viel mit der Moderne zu tun hat, und ihr nicht einfach gegenübergestellt werden kann. Insofern ist sein Versuch "zurück zu den nciht-entwerteten Werten" ein genauso hilfloser wie regressiver Versuch, Sinn zu setzen. Wenn er richtig feststellt: "Denn wenn die Macht immer das Sagen hat, ist auch allein die Macht real." - dann trifft das ja das Wahrheitmoment der PoMos. Diese Macht aber ist real - wenn auch anders als die PoMos sich das vorstellen: als Kapital. Gegen dieses werden aber noch so schöne Werte ncihts ausrichten können: ganz im Gegenteil sind Heidegger und Co.erst aus der Wertphilosophie hervorgegangen. Und auch einen nuovo realismo oder new materialism zu beschwören wird da nichts bringen, weil diese den Sinn genauso dekretieren wollen, wie sich die PoMos dessen Austreibung berschrieben haben - bzw. um es genauer ztu fassen: die Abwesenheit von Sinn zum Sinn dekretiert haben. (Dahingehend wäre es schön mal Adornos Beckett-Rezeption mit der von Baiou zu vergleichen, der gerade Becketts Stücken Sinn abpressen möchte.)

Lexi | 20.08.15 09:31


So, da ist ja jetzt schon fast ein Aufsatz draus geworden... ;-) Das zeigt, dass der Artikel doch einiges hergibt. Uninteressant ist er nicht, wenn doch an den entscheidenden Stellen falsch, wie ich sagen würde.

Lexi | 20.08.15 09:33


Eine habe ich aber doch noch: Aus dem Klappenttext von Maurizio Ferraris' "Manifest" auf den sich derAutor beruft: "Ferraris’ Thesen sind aufregend in einem Klima, in dem die beliebige Setzbarkeit des Rechts durch nichtbeliebige Grundrechte, Menschenrechte und institutionelle Ewigkeitsklauseln (Art. 79, Abs.3 GG) limitiert wird. Sie leisten »Aufklärung« auch darüber, dass sich die letzte Frage der »Gerechtigkeit« nicht dekonstruieren lässt."

Lexi | 20.08.15 09:40


Sich auf "institutionelle Ewigkeitklauseln" zu berufen ist so 1.) hilflos wie 2.) reaktionär. Ad 1.) Als ob es nicht gerade das Kapital wäre, das die Menschenrechte, die es setzt zugleich immer auch untergräbt. Ad 2.) Als ob es nciht gerade die Nazis waren, die gegen diese nivelleirenden Tendenzen, ihre Ewigkeitswerte gesetzt hätten. Das ist nichts als ein Aufwärmen der materielen Wertetheorie eine Hartmann, Scheler und Co. - von der ich oben schon geschrieben habe, und an deren Ende nciht zufällig dann Heidegger stand.

Lexi | 20.08.15 09:43


Undaußerdem ist das- in der Logik der Sache liegend - von den PoMos gar nicht weit entfernt: Dass die Gerechtigkeit sich nicht dekonstruieren lässt, ist schon die Quintessenz von Derridas Werken - was er alles andere als zufällig in seiner Auseinenderstezugn mit Carl Schmitt entwickelt. Und auch heidegger hat er ja nciht vorgeworfen, dass dieser ein erstes, oberstes und unhintergehbares Prinzip gekannt hat, sondern nur, dass er dieses zu konkretistisch gedacht hat.

Lexi | 20.08.15 09:46


Na servas, du legst dich ja ins Zeug, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Fass die Kommentare doch in einem Artikel zusammen und dann veröffentlichen wir das hier als Replik oder sowas auf den Zeitartikel, was meinste?

jensitus | 23.08.15 09:46


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